A Thousand Worlds, 2025
Beim minimalistischen Kunstwerk A Thousand Worlds handelt es sich um einen kleinen einzelnen Spiegel, der auf der Wand schwebt. Er wurde mithilfe einer klassischen Verspiegelungstechnik hergestellt, bei der eine Schicht Silber auf der Rückseite des Glases aufgebracht wurde, wodurch er eine stark spiegelnde Patina aufweist. Das Silber, das für dieses Kunstwerk zum Einsatz kam, wurde – auch wenn das für die Betrachter:innen nicht unmittelbar ersichtlich ist – aus tausenden Schwarzweiss-Fotografien extrahiert. Bei diesen reichert sich während des Herstellungsprozesses Metall im Papier an. Die Methode ist auch als Silbergelatinedruck bekannt; dabei reagieren Silberhalogenidkristalle in einer Gelatineemulsion auf Licht und verborgene Bilder erscheinen. Durch einen aufwendigen Prozess von Extraktion und Transformation gewann Charrière dieses Silber zurück und verweist damit auf die versteckte Ökonomie der Bildherstellung. Die Arbeit soll anregen, über die Ausbeutung von Ressourcen durch den Menschen nachzudenken – ein System, bei dem grosse Mengen an Mineralien, Metallen und organischem Material beständig extrahiert, zerstört und transformiert werden, um menschlichen Bedürfnissen zu dienen.
Dennoch ist A Thousand Worlds auch eine intime Betrachtung der Beziehung zwischen dem Selbst und dem Akt der Bildherstellung. In psychologischer Hinsicht dient der Spiegel nicht nur als spiegelnde Oberfläche, sondern auch als symbolischer Raum, in dem Identität ergründet, hinterfragt und neu gedeutet wird. Aus den Überresten unzähliger Fotografien entstanden, wird die Arbeit zu einem kollektiven Spiegel – einer fluiden Sphäre, in der individuelle Erinnerungen und eingefangene Augenblicke, einst verwoben und einzigartig, eingeschmolzen und zu einer einheitlichen, verschwommenen Reflexion rekonstituiert werden. Sie regt zur ständigen Rückbesinnung an, indem persönliche Geschichten sowohl ausgelöscht als auch erhalten werden, und als etwas anderes wieder erscheinen – ein Meer von etwas Geteiltem.