Silent World, 2019
Silent World ist eine immersive Rauminstallation, in der sich die kosmische Präsenz der Sonne mit Wasserdampf verbindet. Die Arbeit besteht aus einem runden, dampfenden Becken, das in den Boden des Museums eingelassen ist, und auf das ein Videoprojektor Bilder der Sonne projiziert. Das Bildmaterial der Sonnenstrahlen wurde zwar unter Wasser aufgenommen, dennoch blicken die Betrachtenden von oben auf diese Nebelschicht. Hinsichtlich der Orientierung im Raum liefert die Installation ein umgekehrtes Szenario – wobei die Sonne eine untergetauchte Position einnimmt und aus der Tiefe hinauf scheint. Die konzeptuelle Schwerkraft des Ganzen wird durch die Umkehr verstärkt. So wird nicht nur unten zu oben und oben zu unten, im Wasser scheint zudem ein Feuer zu lodern. Alles wurde einem grundlegenden Wandel unterzogen.
Der Name der Arbeit stammt aus einem frühen Unterwasserfilm von Jacques Cousteau, einer der ersten[TP1] , die bewegte Bilder aus den Tiefen des Ozeans auf den Bildschirm brachten. Obwohl seine frühen Tauchgänge vor allen von Erdölkonzernen finanziert wurden, denen daran gelegen war, Unterwasser-Forschungstechnologien zum Abbau von Rohstoffen zu entwickeln, diente Cousteaus Filmmaterial schlussendlich nicht nur Unternehmensinteressen. Sie veränderten die menschliche Wahrnehmung der Ozeane und offenbarten dessen Schönheit, Zerbrechlichkeit und Komplexität. Seine Filme und Dokumentationen stellten einen Wandel dar, da das Meer nicht mehr bloss als Reservoir von Reichtum betrachtet, sondern als Welt anerkannt wurde, die es zu beschützen galt. Dieses Paradoxon verdeutlicht eine tiefere Wahrheit: Unsere früheste visuelle Kultur der Tiefsee, die zu ihrem Schutz führte, entstand genau aus den Kräften, die sie bedrohten. Während dieser Zugang zu Bildern aus der Tiefe, in den hochauflösenden Dokumentarfilmen von heute mündend, uns zu der Annahme verleiten mag, wir würden diesen Ort kennen, betont Silent World die Unergründlichkeit des Ozeans.