Event
Culturescapes Performance Day | Christian Etongo: Totem
Freier Eintritt, ohne Anmeldung
Culturescapes Performance Day: Languages and Movements
Die Sahara ist voller Rhythmen. Die zirkadianen Rhythmen der Wüstenbewohner:innen stimmen sich auf die Rhythmen von Tagesanbruch und Sonnenuntergang ein. Die Rhythmen der Winde setzen die Menschen in Bewegung. Die Sahara ist voller Sprachen. Die vielen Sprachen in und um die Sahara bewegen sich mit den Menschen, von denen einige nomadisch leben, während andere als Migrant:innen die Wüste von Süden nach Norden durchqueren – auf der Suche nach einem besseren Leben. Die verbalen und nonverbalen Sprachen der Bewegung konvergieren im saharischen Raum, um Geschichten zu teilen, Geheimnisse zu enthüllen, Schmerz auszudrücken, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu benennen, für Freiheit zu kämpfen, zu tanzen, zu lachen und zu singen. Die Vielfalt der Sprachen und Stimmen in und um die Sahara zu umarmen, erfordert Sensibilität und Offenheit.
Der Performance Day, der Culturescapes 2025 Sahara abschliesst, öffnet einen Raum, um den saharischen Sprachen und Bewegungen zu begegnen – durch performative Spaziergänge, Gitarrenmusik, Tanz, Gesänge und Meditation von Künstler:innen aus verschiedenen Teilen des afrikanischen Kontinents.
Christian Etongo: Totem (40')
In Afrika verkörpert das Totem eine tiefe und heilige Bindung zwischen einer sozialen Gruppe und einem Element der Natur – sei es ein Tier, eine Pflanze oder ein anderes Naturphänomen. Jede Gruppe hat ihr eigenes Totem, das sie respektiert und verehrt wie einen spirituellen Beschützer. Diese heilige Verbindung zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur ist grundlegend für afrikanische Glaubenssysteme und unterstreicht die Bedeutung der Natur im täglichen wie im spirituellen Leben. In vielen afrikanischen Gesellschaften ist es verboten, das Tier oder die Pflanze, die das Totem verkörpert, zu töten, zu verzehren oder zu verkaufen. Dieses Verbot spiegelt einen tiefen Respekt für die Natur und ihre Rolle im kosmischen Gleichgewicht wider.
Der Künstler Christian Etongo (Kamerun) bietet eine zeitgenössische Neuinterpretation dieses uralten Totem-Konzepts, indem er es in eine moderne Dynamik integriert und dennoch seine spirituelle Dimension bewahrt. Als „Ngue'Ngan“, ein ritueller Vermittler, positioniert sich Etongo symbolisch zwischen den afrikanischen Ahnen-Traditionen und dem zeitgenössischen Afrika. Dabei sucht er, geraubte Kulturgüter zurückzugewinnen und ihnen ihre spirituelle Rolle zurückzugeben. Etongos Performance geht über eine rein ästhetische Reflexion hinaus. Mit seiner Geste stellt der Künstler die symbolische und spirituelle Kraft der Objekte wieder her, während er zugleich koloniale Praktiken der Plünderung und Aneignung afrikanischer Kulturen in Frage stellt.
Bildcredits: Christian Etongo – Totem at ICA Live Art Festival CapeTown 2022 © ZVG