Kunstgenuss im Overall
22. September – 21. Januar 2007Kunstsammlungen von Firmen haben in der letzten Zeit nicht nur gute Presse:
So war jüngst zu lesen, dass für manche Firmen solche Sammlungen offenbar weniger kulturelles Engagement sind als vielmehr probates Mittel zur Wertschöpfung; indem sie massenhaft Werke junger, unbekannter Künstler kaufen, treiben sie die Preise hoch, nur um sie dann zur schönsten Hausse mit sattem Gewinn wieder zu verkaufen.
Das Healthcare Unternehmen Roche pflegt da eine andere Politik: Sein Bestand an Kunstwerken, der laufend ergänzt und von eigenen Mitarbeitenden mit entsprechender Fachausbildung professionell betreut wird, dient in erster Linie nicht der Repräsentation und damit dem Prestige, sondern trägt im Sinne der Mäzenatentätigkeit der Gründerfamilie – und hier besonders derjenigen Maja Sachers (1896–1989) – mit dazu bei, den Mitarbeitenden ein Umfeld zu schaffen, das Innovation anregt und fördert. Dies verwundert nicht, besteht doch nach Hans Ulrich Reck die «besondere Qualität künstlerischer Arbeit […] im Anstoss der Wahrnehmung von Handlungen, deren naturwüchsige Abläufe durch Irritation und Sperrigkeit unterbrochen werden; damit verwandelt sich die Vorgabe der Reflexion in einer poetische Erfahrung, eine Bereicherung spielerisch erprobten Handlungs-bewusstseins.»
Neben der Eigenschaft als Auftraggeber von zeitgenössischer Architektur, wofür in der Ausstellung «Eine begehbare Monographie» beispielhaft der qualitätvolle Bau 21 nach Plänen des Architekten Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940) steht, beleuchtet die Schau «Kunstgenuss im Overall» die Förderung zeitgenössischer Kunst und Kultur durch Roche. Sie setzt ein mit der 1969 erfolgten Installation der eigens für diesen Zweck geschaffenen Werke von Künstlern wie Wolf Barth (*1926), Carl Bucher (* 1935), Samuel Buri (*1935), Pierre Haubensack (*1935), Rolf Iseli (*1934), Bernhard Lüthi (* 1938) und Willi Müller-Brittnau (1938–2003) in der mechanischen Werkstatt. Das erklärte Ziel dieser Aktion war es, die Begegnung zwischen Arbeitern, die selten Zugang zu zeitgenössischer Kunstproduktion hatten, und jungen Künstlern zu ermöglichen.
Mit Werkgruppen von Künstlern und Künstlerinnen wie Markus Gadient (*1958), Serge Hasenböhler (*1964) oder Franziska Furter (*1972) aus der Roche Kunstsammlung zeigt sich in der Schau, dass deren Schaffen in vielen Fällen über mehrere Jahre hinweg verfolgt wird.