Max Ernst. Im Garten der Nymphe Ancolie

12. September 2007 – 27. Januar 2008

Zur Visualisierung des weiten ikonographischen Umkreises des Wandbilds Pétales et jardin de la nymphe Ancolie wird in der Ausstellung eine Gruppe von Werken der 1930er rund um das Thema der Garten- und Pflanzenwelt, der Transformation von Natur zu weiblichen, menschlichen Figuren und umgekehrt gezeigt. Darum herum werden folgende weitere Themenkreise innerhalb des Schaffens von Max Ernst herausgearbeitet:

- Künstlerische Selbstdarstellungen und Hommagen: In zahlreichen Arbeiten von Max Ernst spielt die Bezugnahme auf die eigene Person und sein eigenes Werk sowie auf dasjenige anderer Künstler und Epochen eine wichtige Rolle. Besonders im Bereich der Selbstdarstellung ist die Ausarbeitung einer privaten Künstlermythologie festzustellen, wobei hier im Speziellen Max Ernsts Alter Ego, die Vogelfigur Loplop, zu nennen ist. Damit positioniert er sich gegenüber der Tradition auf einer Ebene, die Abstand nimmt vom Bild des Künstlers als rein subjektiv geleitete Schöpferfigur.

- Collage und Zufall: Für Max Ernst ist die Verwendung des Zufalls im Medium der Collage zuallererst eine künstlerische Taktik, sich den tradierten Arbeitsweisen und der Idee des subjektiven künstlerischen Schöpfertums zu entziehen. Anders als die Surrealisten verwendet Ernst die Collage, nicht einfach als neue Technik, sondern für ihn ist die Verwendung nicht zusammenhängender Bildvorlagen das Zentrum seines künstlerischen Anliegens. Durch die Durchmischung verschiedener Material und- Bildprovenienzen verweist der Künstler auf verborgene Sinnschichten. Die Vielzahl einzelner Bildelemente überlagert sich beim Sehen und wird durch Übermalen und Überzeichnen durch den Künstler zusätzlich umgedeutet.

- Mechanik/Erotik: Vor allem in den frühen geklebten Arbeiten Max Ernsts zeigt sich eine deutliche Auseinandersetzung mit der Thematik der Maschine und der Bewegung. Zu nennen sind hier die im Klischeedruck-Verfahren hergestellten Collagen, in denen Ernst Motive aus Industrie-, Anatomie- und Paläontologie-Atlassen und Schautafeln verwendet. Durch den Gebrauch gleicher, beschränkter Motivelemente sowie die Umstellung und verschiedene Kopplung derselben entstehen neue technisch anmutende Gebilde. Diese vermitteln aufgrund des ursprünglichen Bildzusammenhangs und des Mediums der Grafik zwar eine vermeintliche Objektivität, werden aber durch die Überlagerungen und Kombinatorik in Wirklichkeit zu völlig irrealen Maschinen und Architekturen kombiniert. Das Thema der Maschine tritt im Werk Max Ernsts häufig zusammen mit dem Aspekt der Erotik auf und so tauchen Maschinen in seinen Arbeiten sehr oft als erotische Accessoires auf.

- Totemartiges: Fundstücke des modernen Alltags in der Industriegesellschaft regen die Fantasie des Künstlers aufgrund ihrer formalen Eigenschaften an und werden oftmals in vervielfältigter Form zu biomorphen skulpturalen Gebilden zusammengesetzt, die häufig auf Objekte aus völkerkundlichen Sammlungen rekurrieren. Obwohl Ernst zumeist die Nahtstellen zwischen den seriell eingesetzten Elementen verwischt hat, ist man als Betrachter geneigt, nach dem ursprünglichen Gebrauchzusammenhang der Objekte zu fragen und wird so in die Genese des Kunstwerks miteinbezogen.

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