Roboterträume
9. Juni – 12. September 2010
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Kunsthaus Graz
Das Museum Tinguely Basel und das Kunsthaus Graz organisieren gemeinsam eine Ausstellung zu den Themen „Künstliche Intelligenz“ und „Robotik“. Ihr Titel Roboterträume ist Referenz an die gleichnamige Kurzgeschichte des Biochemikers und überaus produktiven Science-Fiction-Autors Isaac Asimov. In dieser muss Roboter Elvex zerstört werden, da er träumend den Aufstand plant und die Drei Gesetze, die ihn dem Menschen unauslöschlich Untertan machen sollen, zu missachten beginnt.
Aufbauend auf der jüngeren Forschungsgeschichte der Künstlichen Intelligenz wird im Rahmen der Ausstellung versucht, sich dem weiten Thema des Roboters und dessen verschiedenen Assoziationsfeldern mittels künstlerischer Projekte anzunähern. Hierbei stehen vor allem die Interaktion von Mensch und Maschine, Embodiment, die Rückkoppelungen dieser Entwicklungen auf die Wahrnehmung menschlichen Verhaltens und der Einsatz von Robotern im Alltag zur Debatte. Was heute noch Utopie ist und gar Furcht auslöst, kann schon morgen in Haushaltgeräten eingebaut sein. Kommunikation mit dem Eisschrank, selbststeuernde Staubsauger oder lernfähige Sitzelektronik in Autos sind bereits ebenso Realität wie Nano-Roboter für den medizinischen Gebrauch oder Software, die aus ihren Fehlern lernt und zu flexibler Anpassungsfähigkeit in der Lage ist.
Auf rund 1 000 m2 zeigt Roboterträume Werke, die in weitgehender Freiheit entstanden sind. Sie geben aus unterschiedlichsten Blickwinkeln Antworten auf die Frage, was die gegenwärtige Kunst zum Verständnis und zum Umgang mit diesen neuesten Entwicklungen auf dem von der Bildenden Kunst traditionell klar getrennten Gebiet der Naturwissenschaften beitragen kann.
So wird der Besucher zum Teilnehmer an multimedialen Environments, welche Möglichkeiten und Grenzen der Interaktion vor Augen führen. Die historisch geprägte Filmarbeit von John Bock und die filmische Anthologie Virgil Widrichs beschäftigen sich mit der Entwicklung und Ästhetik der Roboterfilme und -literatur der letzten 100 Jahre. Mit ihrer von den japanischen Karakuri-Figuren beeinflussten Arbeit verbindet Kirsty Boyle zeitgenössische Forschung mit der grossen Tradition japanischer Automaten. Sibylle Hauert und Daniel Reichmuth schaffen mit Spracherkennungstechnik eine interaktive Versuchsanordnung, die uns zweifeln lassen will, ob wir (noch) Mensch oder Maschine sind, während Jon Kessler in einer grossen, zirkulären, von Alexander Calder und Sisyphus inspirierten Installation die absurde Logik von Kriegshandlungen erklärt. Den Schwarmrobotern als dezentraler Organisationsform von künstlicher Intelligenz und deren Reaktionsfähigkeit auf den Menschen hat sich Niki Passath gewidmet. Der Architekt François Roche hingegen zeigt, wie das Bauen mit Hilfe selbsttätiger Robotik und neu zu entwickelnder Materialien wieder zurück zu bionischen Formen finden könnte. Thomas Baumann versucht ex negativo zu erforschen, um was es sich beim Anti-Roboter handeln könnte und findet dabei einiges heraus, was uns in der Beschäftigung mit Robotern antreibt. Luc Mattenberger schliesslich thematisiert mit seinem Jet-Ski für Selbstmordattentäter den Menschen als (ideologisch) ferngesteuerten Roboter.
Diese gerade realisierten Projekte werden zusammen mit weiteren künstlerischen Arbeiten gezeigt, welche die grossen Themen der Robotik und der Künstlichen Intelligenz behandeln und von einigen beteiligten Künstlern als Inspirationsquellen für ihre neu geschaffenen Werke benannt worden sind. Hierzu gehören Arbeiten von Yan Duyvendak, Jessica Field, Ed Kienholz, Richard Kriesche, Nam June Paik, Walter Pichler, Christa Sommerer und Laurent Mignonneau sowie Stelarc.
Zur Ausstellung erscheint im Kehrer Verlag Heidelberg ein zweisprachiger Katalog in Deutsch und Englisch, mit einem Vorwort von Peter Pakesch und Roland Wetzel / Texten von Isaac Asimov, Wenzel Mraček, Lilian Pfaff, Joachim Schätz und Jutta Weber / Kurztexten zu allen ausgestellten Werken von Katrin Bucher, Manuela Kraft, Andres Pardey und Roland Wetzel (160 Seiten, farbig illustriert).