Krištof Kintera. I AM NOT YOU
11. Juni – 28. September 2014
Krištof Kintera tritt 1992 in die Akademie der Künste in Prag ein. 1992 markiert das Jahr, in dem sich – drei Jahre nach dem Fall des Kommunismus – der bis dahin als Tschechoslowakei bezeichnete Bundesstaat in die selbständigen Staaten Tschechien und Slowakei aufteilt. 1999 schliesst Kintera seine Ausbildung, nach Studienaufenthalten in den USA und Grossbritannien, an der Prager Akademie ab und setzt sich drei Jahre intensiv mit theatralen und performativen Formaten auseinander. Seit 1993 ist er Mitglied der Theatergruppe mit Jednotka / Unit, mit der er verschiedene Performances durchführt: auf der Bühne (2001 entwirft er die Ausstattung für die nonverbale Performance Passanger), auf der Strasse (2002 gehen Schauspieler als Talkmen, gesammelte Gedanken absondernde Sprechroboter, durch die Stadt). In derselben Zeit ist er von 1999 – 2001 Mitgründer und künstlerischer Leiter des alternativen, multikulturellen Zentrums UNIVERSAL NOD. Ein Studienaufenthalt 2003 – 2004 an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam markiert das Ende seiner performativen Arbeit. Der öffentliche Raum und die gesellschaftliche Relevanz seiner Werke bleiben zentral. Gleichgültigkeit ist keine Option für Kintera. Das skulpturale und zeichnerische Werk Kinteras entwickelt sich während seiner Zeit an der Akademie.
Revolution entsteht 2005 nach Kinteras Aufenthalt in Amsterdam. Waren die Talkmen, die von 1999 bis 2003 als Skulpturen entstanden, noch unbeweglich vor sich her plappernde, kleine, kaum einen Meter hohe Menschengestalten, so schlägt die genau gleich geformte Figur Revolution ihren Kopf mit Vehemenz und Kraft an die Wand. Diese Revolution frisst nicht ihre Kinder, sondern zerstört sich gleich selbst – und die Welt, in der sie steht.
Ähnlich wie die markanten Kurzsätze funktioniert Lay down and shine (2009), eine Strassenlampe, die im Park des Museums abgeschnitten auf dem Rasen liegt und leuchtet. Das Paradox, dass die zerstörte Lampe weiter brennt, ist das eine – das andere die Tatsache, dass der offenkundige Zerstörungsprozess in diesem Fall eine ästhetische Gewinnoption in sich trägt. So kann ein Kandelaber plötzlich vom Stadtmöbel zur Skulptur und zur beachteten, formalen Instanz werden.
Publikation
Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerkatalog in Einzelblattform mit Dokumenten und Fotos aus der Werkstatt des Künstlers sowie einem Gespräch zwischen Krištof Kintera, Roland Wetzel, Andres Pardey und dem Galeristen Jiří Švestka in englischer Sprache. Jedes Exemplar ist in einer individuellen Schachtel handverpackt. Ausschliesslich erhältlich im Museumsshop: 68 CHF, ISBN
978-3-9523990-7-1