Vorlesung
Vorlesung | Demokratie und Faschismus
Freier Eintritt, ohne Anmeldung, auf Deutsch
Vorlesung von Dr. Carolin Amlinger und Prof. Dr. Oliver Nachtwey im Rahmen der Reihe «Spätmoderner Autoritarismus. Ursachen, Dynamiken und Varianten», in Kooperation mit der Universität Basel.
Die Vorlesung diskutiert die Tragfähigkeit des Faschismusbegriffs im Hinblick auf gegenwärtige politische Entwicklungen, wie den Sturm auf das US-Kapitol im Jahr 2021 und den Aufstieg Donald Trumps. Während einige Historiker:innen den Begriff inzwischen auf aktuelle autoritäre Bewegungen anwenden, wird zugleich vor einer inflationären Verwendung gewarnt, die seine historische Präzision untergräbt. Um den Faschismusbegriff für die Gegenwartsanalyse nutzbar zu machen, ohne ihn mit dem historischen Faschismus und Nationalsozialismus gleichzusetzen, diskutiert die Vorlesung, von demokratischem Faschismus zu sprechen. Dieser Begriff bezeichnet eine neue Konfiguration, in der faschistische Tendenzen nicht außerhalb, sondern innerhalb demokratischer Ordnungen entstehen, in ihnen operieren und deren Substanz unterminieren können. Anders als die historische Machtergreifung durch Gewalt und Parteidisziplin vollzieht sich dieser Prozess heute häufig im Normalbetrieb parlamentarischer Demokratien und in der Alltagskultur. Die Spannung zwischen Demokratie und Faschismus kann produktiv gemacht werden, um die scheinbare Banalität faschistischer Entwicklungen in Demokratien zu analysieren.