Maastricht

In Maastricht selbst machte Tinguely nie mit einer Ausstellung Station – deshalb sei hier (angesichts der geographischen Grenzlage von Maastricht) die Geschichte skizziert, die ihn mit niederländischen, belgischen und rheinländischen Städten verband, die wir nicht besuchen.

Bereits 1956 war Tinguely Teil einer Gruppenausstellung mit dem Titel Internationale Sezession, die im Schloss Morsbroich, Leverkusen, stattfand. Auch in den Jahren 1959 und 1960 waren dort Werke des Schweizers zu sehen. Im Juni 1961 präsentierte Daniel Spoerri seinen Koffer in der Galerie Der Spiegel in Köln – Tinguely hatte wie weitere Künstler des Kreises um Spoerri ein kleines tragbares Werk beigesteuert. Während in der Galerie A des niederländischen Künstlers Henk Peters in Arnheim im Dezember 1961 unter dem Titel Zero expositie demonstratie die Zero-Aktion der Galerie Schmela, Düsseldorf, wiederholt wurde, widmete die Galerie Rudolf Zwirner in Köln Jean Tinguely mit Métamécaniques und Wasserplastiken im September 1964 eine ihrer ersten Ausstellungen am neuen Standort in der Albertusstrasse.

Ebenfalls in Köln engagierte sich die Galerie Reckermann Ende der 1970er Jahre mit Ausstellungen zu Fünf Pioniere der kinetischen Kunst: Pol Bury, Alexander Calder, George Rickey, Takis, Jean Tinguely, (Ende 1979) und zum Nouveau Réalisme: Nice – Milano – Paris – Düsseldorf (Mitte 1981). Im Dezember 1982 eröffnete im Palais des Beaux Arts in Brüssel die Retrospektive der Werke Jean Tinguelys, die bereits vorher im Zürcher Kunsthaus und in der Tate in London zu Gast gewesen war. An allen Stationen war die Ausstellung äusserst erfolgreich und zog verschiedene und vor allem sehr viele Besucher*innen an. Tinguely schwamm auf einer Erfolgswelle sondergleichen, die sich nicht nur kommerziell für den Künstler auszahlte, sondern die sich auch in einer enormen Popularität niederschlug. Seine Ausstellungen – auch diejenige in Brüssel – wurden zum Ereignis, das alle sehen mussten. Tinguely übernahm viele Aufgaben, die eigentlich dem Kurator oder der Kuratorin oblägen, doch die Auswahl der Werke wie auch ihre Platzierung im Raum wurden vom Künstler mindestens namhaft mitbestimmt. Dies trug sicher auch zur Unbeschwertheit bei, die diese Serie von Retrospektiven auszeichnete.

1986 – kurz nachdem Tinguely eine Herzoperation überstanden hatte – richteten die Sammler Monique und Roger Nellens eine Ausstellung im Casino in Knokke-Heist aus. Knokke war bereits schon lange vorher für Tinguely von Bedeutung gewesen, seit 1973, als er mit dem Assistenten Rico Weber sowie Freunden wie Jacky Ickx, Daniel Abadie oder Étienne Baulieu auf dem Anwesen der Familie Nellens den Dragon de Knokke von, mit und für Niki de Saint Phalle gebaut hatte. In diesem befinden sich auch mehrere Werke von Tinguely – wie auch ein Fresko ihres gemeinsamen Freundes Keith Haring von 1980.

Wieder in Brüssel zeigte die Galerie Eric Van de Weghe Ende 1990 die Ausstellung de la Chasse de Tinguely, in deren Skulpturen Knochen, Schädel und Pelze integriert sind. Es sind die Trophäen von Klein- und Grosswildjägern, die Tinguely hier mit grosser Spiellust zu neuen Ungetümen verarbeitete.