Aeppli schenkt Aeppli

19. September 2008 – 1. Februar 2009

Die Schenkung von Christoph Aeppli, dem Bruder der Künstlerin und ersten Frau Jean Tinguelys, Eva Aeppli, umfasst alle 43 Bronze-Köpfe aus dem Spätwerk seiner Schwester. Diese erstmalige Präsentation aller Bronze-Köpfe von Eva Aeppli bildet das Zentrum der Ausstellung.
Ebenfalls Teil der Schenkung sind zwei frühe Gemälde und eine kleine Nana-Skulptur von Niki de Saint Phalle sowie von Jean Tinguely ein bedeutendes Méta-mechanisches Relief aus dem Jahre 1959. Dazu kommt ein Konvolut von Briefzeichnungen von Eva Aeppli, von Dokumenten und Katalogen, die das Leben und das Werk der Künstlerin dokumentieren.
Eva Aeppli geht es in ihrer Kunst sehr stark um das Antlitz, um dasjenige, was man aus Gesichtszügen lesen kann. Ihre Portraits sind so erschreckend genau, dass es in unserer Zeit keine Entsprechung für sie gibt. (Pontus Hultén, Eva Aeppli, Ausst. Kat. Bonn, 1994)
In den ersten Werkphasen ihrer Künstlerkarriere widmete sich Eva Aeppli der Zeichnung und dem Gemälde und erst später wandte sie sich an die dritte Dimension in der Kunst, nachdem sie bereits in den Vierziger und Fünfziger Jahren den Unterhalt der Familie dank der Produktion und dem Verkauf von kleinen Stoffpuppen gesichert hatte. Dieser Schritt zur Schöpfung der Stofffiguren zeugt von vollständiger Unabhängigkeit, von ihrer Fantasie und von einer beeindruckenden schöpferischen Kraft. Die einzelnen Figuren, die von ausdrucksstarken Köpfen und langen, fast skelettartigen Händen geprägt sind, und deren Körper meist unter langen wallenden Gewändern verschwinden, führen Themata der früheren Werkteile fort: Traurigkeit, Einsamkeit, Tod, und zeigen nur ganz selten heitere Gestalten. Mit den Figurengruppen tönt Eva Aeppli auch den Aufbruch in neue Dimensionen an; z.B. das Werk La Table – eine Dauerleihgabe aus dem Moderna Museet, Stockholm – ist gewiss die Umsetzung der Szene aus dem Neuen Testament.
In den späten Siebziger Jahren verschwanden die Körper der Figuren und die Hände wurden einzeln verschenkt. Es entstanden die Köpfe, zunächst fein in Seide genäht, dann später gegossen, in Bronze und patiniert, ja sogar vergoldet. Nebst Einzelköpfen wie La Petite Marie oder De L’Autre Côté/Avant waren es nun Zyklen wie die «Menschlichen Schwächen», die «Planeten», die «Sternzeiche ». Das Überirdische fand nun Form in diesen Köpfen, die wohl als 'Charakterköpfe' in jeder Beziehung zu bezeichnen sind. Jede Portraithaftigkeit geht ihnen ab, sie sind nicht so sehr Abbild eines irdischen als vielmehr eines astrologischen Seins.
Eva Aeppli, die sich seit langer Zeit mit Astrologie und Horoskopen beschäftigt, gibt den Planeten und den Sternzeichen ebenso kräftige Charaktere und Wesenszüge, wie sie die menschlichen Schwächen zu beschreiben vermag.
Eine reich bebilderte Publikation zur Schenkung erscheint bei Kehrer Verlag, Heidelberg.

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