Robert Rauschenberg – Jean Tinguely. Collaborations

14. Oktober 2009 – 17. Januar 2010

Im Januar 1960 trifft Jean Tinguely an Bord der «Queen Mary» erstmals in New York ein, um in der Staempfli Gallery eine Einzelausstellung einzurichten. Nur wenige Wochen später erhält er die Gelegenheit, im Garten des Museum of Modern Art Homage to New York zu inszenieren, eine phantastische Maschine, die sich in einem halbstündigen Spektakel selbst zerstört. Die Radikalität und Neuartigkeit der Performance erregt in der Kunstwelt grosses Aufsehen. Tinguely eilte der Ruf eines Bilderstürmers schon mit seinen Méta-Matic-Zeichenmaschinen voraus, welche das Bild des heroischen Künstlersubjekts im Abstrakten Expressionismus ad absurdum führten und ihm die Aufmerksamkeit von Marcel Duchamp, Robert Rauschenberg und anderen einbrachten.

Rauschenberg trägt zu Tinguelys Performance das Objekt Money Thrower for Tinguely’s H.T.N.Y. (Moderna Museet, Stockholm) bei, einen "Toaster", der auf dicken Spiralfedern aufgereihte Silberdollars ins Publikum schleudert. Dieses als Glücksbringer gedachte Objekt steht am Beginn einer mehrjährigen Zusammenarbeit, in der die ähnlichen Interessen beider Künstler zum tragen kommen: Beide wollten "Kunstwirklichkeit" und "Alltagswirklichkeit" in ihrem Schaffen vereinen, und beide waren fasziniert vom Potential künstlerischer Kooperationen.

Erstmals stellt das Museum Tinguely diese Projekte von Anfang der 1960er Jahre in einer Ausstellung umfassend vor. Sie zeichnet mit wichtigen Leihgaben − einige davon seit vielen Jahren erstmals wieder ausgestellt − und einer umfangreichen Foto- und Filmdokumentation die für Rauschenberg und Tinguely fruchtbare Zusammenarbeit und Freundschaft nach, welche gemeinsame Werke, Ausstellungen, Aktionen, Performances und Theateraufführungen umfasst.

Ein Höhepunkt in der Ausstellung und auch für die Beziehung der zwei Künstler ist Rauschenbergs Werk Trophy III (for Jean Tinguely) von 1961, heute im Museum of Contemporary Art (MoCA), Los Angeles. Es zeigt die Bedeutung, die Rauschenberg Jean Tinguely zuerkannte, denn es ist eine von nur fünf Arbeiten, die er anderen Künstlern gewidmet hat. Neben Tinguely sind dies Merce Cunningham, Marcel Duchamp, John Cage und Jasper Johns.

Robert Rauschenberg – Jean Tinguely. Collaborations, mit einem Vorwort/Einführung von Roland Wetzel und Texten von Annja Müller-Alsbach, Heinz Stahlhut, Mari Dumett und Jean-Paul Ameline, Basel/Bielefeld 2009, ca.240 S., zahlreiche s/w und Farbabb.

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