Ben Vautier. Ist alles Kunst?
21. Oktober 2015 – 22. Januar 2016
Trailer zur Ausstellung
Zum ersten Mal wird Ben Vautiers künstlerisches Universum umfassend in der Schweiz gezeigt. Der in Nizza lebende und bei vielen schlicht unter der Kurzform „Ben“ bekannte französisch-schweizerische Künstler signiert alles („Je signe tout“) – und kommentiert dabei mit seinen Bildern und Aktionen die Welt als Ganzes. „Kunst ist nutzlos“ („L’art est inutile“), „Ich bin der Wichtigste“ („Je suis le plus important“) – Ben Vautier fordert mit derartigen Aussagen seit fast sechzig Jahren ganz bewusst heraus, regt damit aber genauso häufig auch zum Nachdenken an. Mit seinen Schriftbildern stellt er essentielle Fragen nach der Wahrheit in der Kunst, der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft und der Beziehung von Kunst und Leben.
Ben war einer der ersten Künstler, die in Europa die Kunst unmittelbar auf die Strasse brachten. Ab 1959 erweiterte er den bis dahin gängigen Kunstbegriff mit seinen sogenannten „Actions de rue“. Dazu zählen alltägliche Gesten, wie etwa das Warten an einer Bushaltestelle oder auch sonderbare Handlungen, wie das Durchschwimmen des Hafens von Nizza mitsamt Hut und Kleidern. In den 1960er-Jahren wurde Ben mit seinen zahlreichen Aktionen zu einer wesentlichen Figur der Fluxus Bewegung in Europa. Eine Auswahl seiner Performances – er nennt sie schlicht „Gestes“ – werden im Museum Tinguely mit quadratischen, schwarz-weiss bemalten und collagierten Bildtafeln sowie anhand von historischem Original-Filmmaterial präsentiert. Ein zentrales Werk der Ausstellung ist Bens „Magasin“, sein Laden für gebrauchte Schallplatten in Nizza (1958 – 1973).
Der erste, retrospektive Teil der Ausstellung, kuratiert von Andres Pardey, richtet den Fokus auf die Anfänge und zeigt ausgewählte Schlüsselwerke von 1958 bis 1978. Den Auftakt bilden Zeugnisse von Bens Suche nach einer ureigenen abstrakten Formensprache bis zu den ersten Schriftbildern („vieilles écritures“). Dabei wird nachvollziehbar, wie Ben sich von rein formalen Experimenten abwendete und fortan sein Hauptaugenmerk auf Inhalte und Bedeutung legt. Präsentiert wird das gesamte Spektrum seines künstlerischen Repertoires: Über die zahlreichen Strassenaktionen ab den 1960er-Jahren und den Höhepunkten von Fluxus in Nizza, bis hin zu Ben als Kunstphilosoph und -theoretiker. All dies spielt sich in einer kurzen Zeitspanne ab und bildet das Fundament seines nachfolgenden Schaffens.
Publikation
Zur Ausstellung erscheint im Kehrer Verlag eine reich bebilderte Publikation mit aktuellen Texten von Ben Vautier, Margriet Schavemaker, Andres Pardey, Roland Wetzel und Alice Wilke sowie vielen historischen Originaltexten verschiedener Autoren wie Bernhard Blistène, Isidore Isou und Ad Petersen. Es erscheinen eine deutsche und eine englische Ausgabe, 256 S., Buchpreis im Museumsshop und online: 52 CHF, ISBN: 978-3-86828-648-9 (DE).
>> Katalog online kaufen