Albedo, 2025
Die Videoinstallation Albedo, die in den eisigen Gewässern des Arktischen Ozeans gedreht wurde, spielt mit den Bildern, die unsere Vorstellungen von Tiefsee und erdfernem Weltraum prägen. Im Mittelpunkt des Films steht die Welt schmelzender Gletscher und Eisberge – eindrucksvolle Naturformen, die in unserem kollektiven Bewusstsein als aussagekräftige Symbole für ökologische und gesellschaftliche Themen verankert sind. Albedo kehrt unsere Sichtweise auf diesen unter Wasser liegenden Bereich um, der – an die Decke des Museums projiziert – unseren Orientierungssinn herausfordert. Hier wird die Vorstellung von Landschaft selbst destabilisiert, erhebt sich diese doch über einem Meer versunkener Sterne. Im Film fungieren die gefrorenen Berge nicht nur als Subjekt, sondern auch als Struktur, wobei ihre Unterseiten und die schmelzenden Grenzen zu eigenen Territorien werden; Himmelskörpern ähnlich, die in einem flüssigen Kosmos treiben.
Albedo bildet ein Diptychon mit Charrières Film Towards No Earthly Pole von 2019, das eine unheimliche und gespenstische Version der Kryosphären bei Nacht zeigt. Albedo setzt dieses Projekt fort, erstreckt sich in die Tiefen des Arktischen Ozeans und bildet ähnliche Kontraste von blendendem Eis und hellem Tageslicht. Damit wirft die Arbeit neues Licht auf die Klimakatastrophe und hinterfragt unsere tradierten Muster des Sehens und Wahrnehmens: Unser Blick wird hier nämlich sowohl auf die schimmernden Ökosysteme der Gewässer unseres Planeten gelenkt, wo das erste Leben entstanden sein soll, als auch hinauf, über die äusserste Schicht der Atmosphäre hinaus.
Die Musik möchte aufzeigen, wie wichtig es ist, menschlicher ebenso wie nichtmenschlicher Sprache zu lauschen. Sie entstand aus Unterwasser-Aufnahmen. Als Chor verschiedener Meeresstimmen vereint sie die Rufe und Klicklaute der Echoortung von Schwertwalen, Pottwalen, Grönlandwalen und Buckelwalen und wird so zu einer Art Unterwasserlexikon unsichtbarer Spezies. Albedo reflektiert Formen der Wahrnehmung, Desorientierung und den Wandel unseres Planeten und löst damit die Grenzen zwischen Meer und Weltraum, Aufstieg und Abstieg, Bekanntem und Unbekanntem auf.
Credits
Editor: Johannes Förster
Score: Jana Irmert
Spatial Sound Designer: Felix Deufel
Post Production: Studio Johannes Förster
Editing Assistant: Leoni Faschian
Compositing Artists: Sean Sams, Neil Reynolds,
Tom Freeman, Felix Geen
Colorist: Nadia Khairat Gómez
Post-Production Assistance: Hannah Weidner, Valentina Gimenez
Technical Supervisor: Finn Jäger
Expedition
Expedition Coordinator: Morten Rasch
Field Recording Artist: Felix Deufel
Camera, ROV Operator & Director of Photography (DoP):
Antoine Drancey
Lighting, ROV Operator & Freediver: Runar Jarle Stray Wiik
Underwater Lighting Development & Technical Supervision:
Christophe Leclercq
Production Assistant: Mikael Rasch
Underwater Field Recordings and Advice: Benjamin Erwin;
William D. Halliday (Wildlife Conservation Society Canada);
John Hildebrandt, Joshua Jones (Scripps Institution of
Oceanography); Brian Miller (Australian Antarctic Program);
Ilse van Opzeeland (Alfred Wegener Institut)
Underwater Video Footage and Advice: Caitlin Bailey; Kim Bernard
(Oregon State University); Steve Haddock; Sönke Johnsen
(Duke University); Lonny Lundsten; Aaron Micallef;
Brennan T. Phillips (University of Rhode Island); John Ryan
(Monterey Bay Aquarium); Alexander Semonov (Moscow State
University); Natasha Van Zandt; Edith A. Widder; Sebastian Zeck
Acknowledgments
The artist would also like to thank Haley Ha, Allison Miller, Logan
Mock, Hannah Nolan, Carlie Wiener (Schmidt Ocean Institute)
and The Shifting Foundation.