Spiral Economy, 2025

Vending machine with infinity mirror, lighting, and fossils

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienen in Bahnhöfen immer mehr Verkaufsautomaten – mechanisierte Spender für Getränke und Essen. Etwa um die gleiche Zeit wurden die Ozeane, die lange als unermesslich und unerschöpflich galten, durch industrielle Expansion neu beeinträchtigt. Kleinfischerei wich mechanischen Fangschiffen mit Netzen, die die Meere mit bislang unbekannter Kraft durchzogen. Der Ozean, der einst als ungezähmte Wildnis galt, wurde Teil des globalen Handels – seine Tiefen entwickelten sich zu Förderstätten für Öl, Mineralien und Gas. Der skulpturale Verkaufsautomat Spiral Economy verleiht dem mechanisierten Konsumverhalten eine neue Ausdrucksform. Normalerweise mit in Kunststoff verpackten Waren bestückt, befinden sich in seinen spiralförmigen Windungen Ammoniten – fossile Überbleibsel uralter Meere, die der geologischen Tiefenzeit entstammen. Ein Infinity-Spiegel verstärkt ihre langsame, unaufhörliche Drehung und erweitert ihre Spiralen in die Unendlichkeit – eine hypnotische Betrachtung der scheinbar grenzenlosen Zyklen der Natur. Diese Ammoniten – einst lebende ozeanische Kreaturen – sind zu versteinerten Relikten geworden. Dennoch bleiben ihre Formen bestehen und spiegeln das unablässige Auf und Ab von Leben und Tod unter den Wellen wider.

Die Themen Handel, Rohstoffe und Währung bilden den konzeptuellen Kern der Arbeit. Der Münzschlitz ist wie eine Muschel geformt und verweist damit auf eines der frühesten Tauschobjekte – quasi die Vorfahren moderner Währung. So wie die Muschel einst über Zivilisationen hinweg von Wert war, wird der Ammonit hier zu einer Form von Handelsware, deren Wert nicht auf Seltenheit oder Marktspekulation beruht, sondern auf Langsamkeit, Anhäufung und Tiefenzeit. Die fossile Schnecke steht als Symbol für alle mineralischen Gesteine und fossilen Brennstoffe, die aus der Erdkruste extrahiert werden – lange begrabene Lebensformen, die heute so mühelos konsumiert werden wie Snacks aus einem Verkaufsautomaten.

Durch die spiralförmigen Ammoniten und den reflektierenden Spiegel stellt die Arbeit die Illusion von grenzenlosem Konsum in Frage und fordert Betrachtende dazu auf, sich mit der Zeit in einem geologischen Massstab auseinanderzusetzen. Sie beschwört den Ozean nicht als unendliche Ressource, sondern als fragiles, gefährdetes Behältnis von Leben – zwischen Abbau und Aussterben einer ungewissen Zukunft entgegenwirbelnd.