Tschau Sepp

24. Mai – 17. August 2008

Josef/Sepp/Sep(p)i Imhof, der langjährige Assistent von Jean Tinguely, der seit der Eröffnung des Museum Tinguely neben vielen anderen Aufgaben für den restauratorischen Unterhalt und den fachmännischen Auf- und Abbau der Maschinenplastiken des Schweizer Eisenplastikers zuständig ist, geht im Mai diesen Jahres in seinen wohlverdienten Ruhestand.

Zum Abschied erhält er „carte blanche“ und zeigt im Museum was ihm gefällt: Ausgehend von Leonardo Bezzolas monumentaler Fotoinstallation der Arbeit von Tinguely & Co an der Riesenplastik Cyclop, über Maschinenplastiken, farbenfrohen Briefcollagen, Zeichnungen, einzigartigen Werkskizzen und Arbeitsanweisungen Tinguelys an Sepp, bis hin zu einer Ferrari-Sammlung und leeren Kaviardosen, einer der Leibspeisen des Künstlerduos. Gezeigt werden Kunstwerke, Fotos und Dokumente vieler Künstler, die seit 1971 das intensive und rastlose Leben des gelernten Maschinenschlossers Imhof aus Solothurn bestimmten: Allen voran Jean Tinguely aber auch Eva Aeppli, Bernhard Luginbühl, Niki de Saint Phalle, Daniel Spoerri, Peter von Wattenwyl, Arman und weitere Nouveaux Réalistes wie François Dufrêne u.a. sind in der Ausstellung vertreten.

Josef Imhof wird am 23. Mai 1943 in Bern geboren. Seine Kindheit verbringt er in Solothurn. Nach einer Lehre als Bau- und Konstruktionsschlosser arbeitet er u.a. im Walzwerk der Von Roll in Gerlafingen.
1970 liest er zufällig ein Inserat in einer Tageszeitung mit dem folgenden Wortlaut: “Jean Tinguely sucht per 15. Juli Bauschlosser oder Schlosser (Deutschschweizer) vielseitig und schwindelfrei, Autofahren (Jasskenntnisse erwünscht), f. d. Konstruktion einer Rieseneisenplastik in der Nähe von Paris für die Dauer von ca. 6 Monaten. Für Unterkunft und Verpflegung wird gesorgt.”
Die spontane Entscheidung, sich auf dieses Inserat hin zu melden, sollte die nächsten 20 Jahre des Lebens von Josef Imhof nachhaltig bestimmen. Als ausgebildeter Schlosser wurde er zu dem von Jean Tinguely gesuchten Profi-Assistenten, der, – laut den Aussagen des Eisenplastikers – besser schweissen musste als er selbst.
Nach Aufbauarbeiten im Frühling des Jahres 1971 zur Ausstellung “Machines de Tinguely” im CNAC (Centre national d’art contemporain) in Paris geht die Arbeit Sepp Imhofs als Assistent von Tinguely erst richtig los: Zusammen mit Niki, Bernhard Luginbühl, ihren Gehilfen und anderen Künstlerfreunden Tinguelys entsteht seit 1969 in jahrelanger Arbeit die begehbare Riesenplastik La Tête oder Le Cyclop in Milly-la-Forêt, einem Wald in der Nähe von Paris.
Sepp Imhof war Garant dafür, dass die oft phantastischen Ideen des Künstlers materiell umgesetzt werden konnten. In der 22,5 m hohen Plastik wurden in über zwanzig Jahren bis zur offiziellen Einweihung 1994 rund 300 Tonnen Eisen verbaut und verschweisst.

Daneben war Josef Imhof an den zahlreichen weiteren Projekten Jean Tinguelys beteiligt.
Bis zum kleinsten Papierschnipsel hat Seppi unzählige Erinnerungen an seine arbeits- und erlebnisreiche Zeit an der Seite Jeannots und anderer Künstler gesammelt und aufbewahrt. Eine Auswahl davon wird den Besuchern nun im Museum Tinguely präsentiert. Darunter befinden sich farbenfrohe Briefcollagen, die Jean Tinguely aus der ganzen Welt an ihn verschickt hat. Sie zeugen von der schier grenzenlosen Fantasie und Kreativität des Künstlers, der es vermochte, aus den unmittelbaren Eindrücken und Gegenständen, aus Alltäglichem und Liegengelassenem, seine Ideen, Gedanken und Wünsche zu “bricollieren” und ihnen so Gestalt zu geben. Darüber hinaus sind die Briefe an seinen Assistenten Imhof besonders wichtige Dokumente, die Auskunft geben über die weitgestreuten Stationen des künstlerischen Schaffens Tinguelys und uns wertvolle, unmittelbare Einblicke in seine Arbeitsweise ermöglichen.

Neben seiner Tätigkeit als Künstlerassistent eröffnete Josef Imhof zusammen mit seinem Bruder Rolf 1975 in Solothurn die Freitagsgalerie.

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