Kuttlebutzer, Stadtindianer, Basel 1976 (c) Foto: Helen Sager

Rückblick: Sodeli, d'Kuttlebutzer

23. Januar – 14. April 2013

 

Pünktlich zur Fasnacht thematisierte das Museum Tinguely 2013 dieses traditionsreiche Basler Ereignis.

Im Fokus der Sonderausstellung steht die Fasnachtsclique „Kuttlebutzer“, in der Jean Tinguely fast 20 Jahre aktiv war. Sie prägten von 1957 bis 1999 mit ihrer Kreativität und ihrem Nonkonformismus die Basler Fasnacht. Gezeigt werden Entwürfe, Requisiten, Larven (Masken) und zahlreiche Begleitdokumente der „Kuttlebutzer“ - und somit auch die Entwicklung dieses grössten, jährlich stattfindenden Volksfestes der Schweiz.

Grafiker, Gestalter und Künstler beeinflussten die Gruppe massgeblich. Sie verbrachten die Fasnachtstage stets abseits der üblichen Pfade. Ihre permanente Auflehnung gegen das organisierende Fasnachtscomité war legendär, sie führte zu spektakulären Aktionen wie dem grossen Bumm 1974, bei dem das Comité mit Rauch und Petarden sinnbildlich in die Luft gesprengt wurde. Diese Aktion war die erste, bei der auch Jean Tinguely als „Kuttlebutzer“ tätig wurde. Er war der Sprengmeister und entwarf später mehrere Fasnachtszüge seiner Clique. Insbesondere die Stadtindianer (1976) und die Atompolizei (1985), sowie der Pleitegeier- und Phönixzug von 1988, den er gemeinsam mit dem Künstler Christoph Gloor kreierte, waren wichtige und prägende Ereignisse – und kunstvoll gestaltete Züge. Dabei war bei den „Kuttlebutzer“ von Anfang an die Beteiligung jedes Einzelnen bei der Ausarbeitung eines Sujets zentral. Auch bei den Fasnachtszüge, die die Grafiker Ferdi Afflerbach, Robi Hiltbrand, Hanspeter Hort und andere gestalteten. oder dem einen, dem berühmten Geisterzug (1965) von Max Kämpf waren immer alle Mitglieder mit der Ausarbeitung ihres Kostüms und der Larve betraut. Damit ergab sich eine Vielfältigkeit im Zug, die sich von der lange vorherrschenden Einheitlichkeit anderer Cliquenauftritte völlig unterschied. Heute ist die Beteiligung Aller die Regel geworden.

Die „Kuttlebutzer“ waren aus einem gleichnamigen „Schnitzelbangg“ hervorgegangen, der in den späteren 1940er und 1950er Jahren mit seinen scharfen Versen und seinen originell gestalteten „Zeedeln“ Furore gemacht hatte. Diesen satirischen Esprit übertrugen die Sänger in die Clique, die somit von Beginn an durch angriffslustige Sujets auffiel. 1959 hiess es "Kuttlebutzer auf dem Wege zum Ruhm", in dem die Zensur eines Films von Stanley Kubrick durch den Schweizerischen Bundesrat (auf Druck Frankreichs, dessen Armee sich durch den Film verunglimpft fühlte) kritisiert wurde. Die Haltung der „Kuttlebutzer“, sich gegen Unterdrückung der Meinungs- und Kunstfreiheit zu wehren, wurde Programm und prägte noch manch spätere Sujets.

Ausstellungsplakat «Sodeli, d'Kuttlebutzer»

Ausstellungsplakat «Sodeli, d'Kuttlebutzer»

Installationsansichten in der Ausstellung «Sodeli, d'Kuttlebutzer»

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