Eva Aeppli. Vive la vie – vive la mort
6. Juni – 1. November 2015
Eva Aeppli, am 2. Mai 1925 in Zofingen (CH) geboren, wächst mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Basel auf. Sie besucht dort die Steiner-Schule, die von ihrem Vater mitbegründet worden ist. Während des 2. Weltkrieges belegt sie Kurse an der Kunstgewerbeschule und schafft erste Stofffiguren, Handpuppen, die sie in verschiedenen Geschäften verkauft. Ihr eigentliches künstlerisches Werk – die Handpuppen betrachtete sie als Broterwerb – beginnt sie erst in Paris.
Aeppli trifft Yves Klein, François-Xavier und Claude Lalanne sowie Exponenten der sehr vitalen Pariser Kunstwelt wie die Galeristin Iris Clert, den Kritiker Pierre Restany oder den jungen schwedischen Kunsthistoriker Pontus Hultén. Sie hält sich aber grösstenteils der Kunstszene fern, während ihr Mann vollends in dieser aufgeht. 1955 lernt sie Niki de Saint Phalle und deren Mann Harry Mathews kennen. Die zwei Ehepaare verbindet in der Folge eine enge Freundschaft. 1960 trennt sich Aeppli von Tinguely, der in den nächsten Jahren mit Niki de Saint Phalle lebt, und heiratet den amerikanischen Anwalt Samuel Mercer, mit dem sie zeitweise in Omaha/NE lebt.
Trotz Aepplis Zurückhaltung erkennen Ausstellungsmacher die Intensität und Qualität ihres Werks und organisieren umfassende Retrospektiven, 1993 das Moderna Museet in Stockholm, Pontus Hultén 1994 in der Bundeskunsthalle in Bonn, André Kamber im selben Jahr im Kunstmuseum Solothurn.
Eine letzte Werkgruppe entsteht 1990 und 1991. Es sind Skulpturen, die sie gemeinsam mit Jean Tinguely schafft, morbide Figuren wie die Hommage à Käthe Kollwitz (Kunstmuseum Solothurn) oder Erika (Privatbesitz). Diese Skulpturen wurden in der Basler Galerie Littmann gezeigt und sind zentrale Bestandteile der folgenden Retrospektiven. Auch mit anderen Künstlern, wie Jean-Pierre Raynaud oder Daniel Spoerri arbeitet Eva Aeppli zusammen.
Das Museum Tinguely zeigte 2006 Les Livres de Vie (die Lebensbücher), 15 Bände, die Eva Aeppli seit 1954 geschaffen hat und in die sie alles einklebte, das ihr wichtig erschien: Einladungen zu Ausstellungen, Fotos von Freunden, Briefe, Karten, Zeichnungen, kleine Notizen und grosse Dokumente aller Art bis zu Testamententwürfen. Les Livres de Vie bilden einen roten Faden durch ein Künstlerleben, das ansonsten von stetem Wechsel geprägt ist. Eva Aeppli schenkt die Bücher 2002 dem Kunstmuseum Solothurn. Ebenfalls im Museum Tinguely waren 2008 sämtliche Bronzeköpfe der Künstlerin zu sehen, eine Schenkung ihres Bruders Christoph ans Museum. Die letzte grosse Ausstellung richtete ihr Freund Daniel Spoerri für sie in seinem Ausstellungshaus in Hadersdorf (Österreich) ein. Hier schloss sich ein Kreis, der von einer lebenslangen Freundschaft zeugte. Von einer jüngeren Freundschaft – aber einer nicht weniger innigen – getragen, erstellt die Forscherin Susanne Gyger in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) das elektronische Werkverzeichnis Eva Aepplis. Seit 2012 ist es auf deren Website publiziert und öffentlich zugänglich.