Calypso, 2019

Chinese-made LC4 chaise longue replica with neoprene sleeve cover, diving cylinder, Nitrox 96, chromed full-face diving mask

Calypso erkundet das Spannungsfeld zwischen menschlichem Ehrgeiz und der Fragilität des menschlichen Körpers und beschäftigt sich damit, wie dessen Fähigkeiten durch die Entwicklungen der Moderne erweitert und gleichzeitig durch neue Einschränkungen beeinträchtigt wurden. Versprach der technologische Fortschritt zunächst unendliche Geschwindigkeit und Klarheit, zwangen die Folgen dieser Weiterentwicklungen auch dazu, sich mit unerwarteten Unsicherheiten und den Grenzen unseres physischen und mentalen Durchhaltevermögens auseinanderzusetzen. Die Arbeit greift das Paradoxon des Sauerstoffs auf – den wir zwar brauchen, um zu überleben, der in seiner reinen Form jedoch toxisch und desorientierend wirkt – um Beziehungen zu untersuchen, die sowohl nützlich als auch zerstörerisch sind, sei es in technischer, soziökonomischer oder ökologischer Hinsicht. In Calypso wird diese Frage unsicherer, Kontrolle versprechender, aber zu kapitulieren drohender Hilfssysteme durch eine Tauchermaske verdeutlicht. Ihre verchromte Oberfläche reflektiert den Blick der Träger:innen nach Innen und verwandelt sie in einen Spiegel, der der Selbstreflexion dient. Sie lädt Betrachtende ein, sich mit ihrem Platz in einer Welt auseinanderzusetzen, die von unablässigem technisch-wissenschaftlichem Fortschritt angetrieben wird. In Kombination mit der Chaiselongue LC4 von Le Corbusier – einer Ikone modernen Designs – symbolisiert dieses Zusammentreffen von Bequemlichkeit und Stille einen Moment der Pause im hektischen Streben nach Kontrolle. Doch selbst im Ruhezustand werden die Betrachtenden durch die beeinträchtigten Wahrnehmungsmöglichkeiten an ihre eigenen Grenzen erinnert.

Calypso lädt das Publikum ein, den Grenzbereich zwischen Vertrautem und Unbekanntem zu erkunden, in die unerforschten Tiefen ihres Unterbewusstseins zu tauchen, auf der Suche nach einem trügerischen Gefühl von Verbundenheit, das auch als «ozeanisches Gefühl» beschrieben wird. Anstatt die Aneignung des Unbekannten anzustreben, fordert uns die Arbeit auf, das Unbekannte als einen andauernden, endlosen Prozess zu begreifen – ein sich immer weiter entfernender Horizont, der das Verständnis prägt und gleichzeitig unerreichbar bleibt.