The Gods Must Be Crazy, 2019
Mit The Gods Must Be Crazy führt Charrière die Betrachtenden hinab zum rätselhaften Grund der Tiefsee. Dieser ist vermutlich die abgelegenste und am wenigsten erforschte Gegend unseres Planeten; eine Region, die uns vor allem durch die Ansammlung und Auswertung wissenschaftlicher Bilder bekannt ist. In der Installation zeigen 49 Bildschirme eine Auswahl von Found-Footage-Unterwasseraufnahmen. Jeder einzelne Clip dient als zeitgenössische Vanitas, zusammengenommen erscheinen sie jedoch als spekulative Fenster in eine post-menschliche Zukunft; ein Schicksal, in dem schwebender Müll alles ist, was von unserer Zivilisation noch übrig ist. Eine drohende Dystopie – oder Utopie –, in der künstliche Intelligenz den Meeresboden scannt, auf der Suche nach Überbleibseln menschlicher Präsenz; den Totems unserer Überheblichkeit, versunken im Abgrund.
Charrière hat jede Sequenz aus Stunden von wissenschaftlichem Material sorgfältig ausgewählt, auf der Suche nach subtilen Spuren und Erscheinungen des Menschen am Grunde des Meeres – Relikte von Zivilisation, die nun langsam wieder von den Tiefsee-Bewohnenden in Besitz genommen werden. Diese flüchtigen Visionen enthüllen einen versunkenen archäologischen Kosmos, in dem sich Kultur und Natur vermischen, wo Ruinen zu Lebensräumen werden und Gegenstände, die einst für die Welt an der Oberfläche gedacht waren, als geisterhafte Monumente der Moderne wieder auftauchen.
Charrières Auswertung und Inszenierung dieses gefundenen Filmmaterials verdeutlicht, wie unsere Bemühungen um wissenschaftliche Erkundung scheinbar unerforschter Gebiete bereits durch den Einfluss unserer modernen Gesellschaft vorweggenommen wurden. Auf diesen wissenschaftlichen Reisen ins Unbekannte stossen wir auf Spuren unserer Kultur, die sich in der Verlagerung von Alltagsobjekten manifestiert, die – bisweilen als desolate Ruinen, bisweilen von Meeresgeschöpfen bewohnt – zu unbeabsichtigten Mahnmalen der Moderne werden.