Die Sammlung Jean Tinguely

knapp und klar

Texte in Leichter Sprache

Jean Tinguely

Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) kommt im Jahr 1925 in Fribourg (Schweiz) auf die Welt.
Die Familie Tinguely zieht nach Basel um.
In Basel wächst Jean Tinguely auf.
Er spricht zuhause Französisch.
In der Schule lernt er Deutsch.


Jean Tinguely macht eine Lehre als Schau·fenster·gestalter.
Eigentlich will er Künstler werden.
Darum macht er Kurse an der Kunst·gewerbe·schule.
Dort lernt Tinguely Eva Aeppli kennen.
Eva Aeppli und Jean Tinguely heiraten und ziehen nach Paris.
Die beiden leben in einem Künstler-Quartier.
Tinguely hat sehr wenig Geld.
Er lernt viele Künstler:innen kennen auch Niki de Saint Phalle (sprich: Niki dö Sä Fall).
Er heiratet sie später.


In Paris hat Jean Tinguely viele neue Ideen.
Er erfindet und baut viele Kunstwerke.
Das ist besonders toll:
Tinguely kann in Paris Kunstwerke ausstellen und verkaufen.


Jean Tinguely wird dafür berühmt:

  • Die Kunstwerke von ihm können sich bewegen.
  • Die Kunstwerke sind aus gebrauchten Dingen zusammen·gebaut.

 

In den Kunstwerken von Jean Tinguely geht es um Maschinen.
Das findet er interessant:

  • Was eine Maschine tut.
  • Wie sich eine Maschine bewegt.
  • Wie eine Maschine tönt.
  • Das Fantastische an einer Maschine.

 

Jean Tinguely arbeitet gerne mit anderen Künstler:innen zusammen.
Er arbeitet manchmal an mehreren Kunstwerken gleichzeitig.
Er hat nicht viel Geduld.
Er liebt das Chaos.
Er hat verrückte Ideen.
Er sagt: «Der Traum ist das Wichtige. Die Technik kann man lernen.»


Er knüpft gerne Kontakt zu Leuten.
Das ist wichtig für den Erfolg.
Jean Tinguely zeigt seine Kunstwerke in vielen Ländern auf der ganzen Welt.
Zuhause in der Schweiz sind die Leute lange Zeit nicht begeistert.
Die Leute sagen:
«Ist das Kunst? Das ist doch Schrott!»
Aber einige Leute finden seine Kunst interessant.
Sie unterstützen Jean Tinguely.
Langsam wird die Kunst von Tinguely auch in der Schweiz beliebt.


Ein Beispiel:
1977 kann Tinguely den Brunnen auf dem Theater·platz in Basel bauen.
Jean Tinguely hat andere Künstler:innen inspiriert.
Er hat für die Kunst wichtige Ideen entwickelt.

1991 hat er einen Herz·infarkt.
Jean Tinguely stirbt als berühmter Künstler.
Er wird nur 66 Jahre alt.

 

 

Jean Tinguely arbeitet an einem frühen Kunstwerk mit Drahträdern

Jean Tinguely mit "Moulin à Prière II" (1954) beim Aufbau der Ausstellung "META," Galerie Alexandre Iolas, Paris, 1964
Foto: © Museum Tinguely, Basel; Monique Jacot

Der ältere Jean Tinguely lächelnd inmitten seiner Maschinen-Skulptur

Vera Isler

Jean Tinguely vor «Dernière Collaboration avec Yves Klein» (1988), 1988

Foto: © Vera Isler

Bewegliche Bilder

«Warum bewegen sich Bilder nicht
Das hat sich Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) gefragt.
Die Menschen und die Tiere bewegen sich.
Die Luft und das Wasser bewegen sich.
Die Erde und die Sterne bewegen sich.


Jean Tinguely hat gesagt:
«Es bewegt sich alles. Stillstand gibt es nicht


Darum hat Jean Tinguely seine Bilder auch beweglich gemacht.
Das ist das Besondere daran:
Ein bewegliches Bild sieht immer wieder anders aus.


Wie macht Jean Tinguely die Bilder beweglich?
Er malt Karton oder Metall·blech an.
Daraus schneidet er eine Form aus.
Oder er nimmt Schnitt·reste als Form.


Die Form macht er an einem Metall·stab fest.
Den Metall·stab steckt er durch ein Holzbrett.
Auf der Rückseite macht er den Stab an einem kleinen Rad an.
Dreht das Rad?
Dann dreht auch der Stab und die Form auf der Vorderseite.


Das macht Jean Tinguely mehrmals.
Es gibt viele Formen auf der Vorderseite.
Auf der Rückseite gibt es viele Räder.
Die vielen Räder sind mit einem Gummi·band verbunden.
Ein Motor treibt das Gummi·band an.
Das Gummi·band bewegt die Räder.


So bewegen sich die Formen.
So bewegt sich das Bild!


Dieses Bild heisst «Wundermaschine».
Bei diesem Bild sind die Räder und Bänder auf der Vorderseite.
Das ist eine neue Idee von Jean Tinguely.
Warum sich die Formen bewegen?
Das ist nun sichtbar.

 

Das Kunstwerk braucht Sie.
Drücken Sie den Knopf am Boden!
So starten Sie die Bewegung.
Die Bewegung startet nicht?
Das Kunstwerk macht 10 Minuten Pause.

 

 

Das bunte Relief «Wundermaschine» in Bewegung

Jean Tinguely, «Wundermaschine, Méta-Kandinsky I», 1956,

Museum Tinguely, Basel

Foto: © Museum Tinguely, Basel; Serge Hasenböhler

«Méta-Matic Nummer 10»

Das schwarze Kunstwerk besteht aus Rädern und Stäben.
Die Räder sind miteinander verbunden.
Es sieht aus wie eine Maschine.


Es ist eine Kunst·maschine von Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli).
Eigentlich ist es die Kopie von einer Kunst·maschine aus dem Jahr 1959.
Tinguely hat seine eigene Maschine 1990 für eine grosse Ausstellung kopiert.
Darum dürfen Sie diese Maschine berühren!


Wie bewegt sich die Maschine?
Was tut die Maschine?
Die Maschine kann mit Ihrer Hilfe zeichnen!


An der Kasse können Sie eine Münze und ein Papier kaufen dafür.
Und dann geht es so:

 

  1. Klemmen Sie das Blatt Papier auf die Unterlage.
  2. Wählen Sie einen Stift. Nehmen Sie den Deckel ab.
  3. Stecken Sie den Stift vorsichtig in die Klammer an der langen Stange:
    Die Spitze vom Stift berührt das Blatt.
  4. Werfen Sie die Münze in den Schlitz.
    Treten Sie unterschiedlich lange auf den roten Knopf.

 

Die Maschine läuft nun 2 Minuten lang.
Wechseln Sie die Farben wie Sie möchten.


Hören Sie den Lärm der Maschine!
Beobachten Sie die Bewegung!
Der Arm mit dem Stift bewegt sich wild auf und ab.
Der Stift lässt auf dem Papier Striche und Punkte zurück.
Eine Zeichnung entsteht.


Sie helfen mit und schauen zu.
Das ist ein Erlebnis!
Zusammen mit der Maschine von Jean Tinguely machen Sie Kunst!
Alle können das machen!


Die Zeichnung ist eine Überraschung.
Sie ist einzigartig.
Das ist Zufall.
Sie dürfen die Zeichnung mit nach Hause nehmen.


Jean Tinguely hat verschiedene Zeichnungs·maschinen wie diese gebaut.
Die Zeichnungs·maschinen gehören zu den ersten Erfolgen von Jean Tinguely.
Er kann die Zeichnungs·maschinen in Paris ausstellen.
Es kommen 5 Tausend Besucher:innen.
Die Zeitungen berichten über diese Ausstellung und über den Erfinder.
Danach hat Jean Tinguely eine Ausstellung in London und sogar in New York.

 

 

Die Zeichenmaschine «Méta-Matic No. 10» in Bewegung

Jean Tinguely, «Méta-Matic No. 10», 1959

Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle

Foto: © Museum Tinguely, Basel; Foto: Serge Hasenböhler

«Grosse Méta-Maxi-Maxi-Utopia»

Das ist das grösste Kunstwerk von Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) in einem Museum.
Es hat auch einen langen Namen.
Wir nennen das Kunstwerk kurz «Utopia».
«Utopia» bedeutet: ein perfektes Traumland.


Das Kunstwerk «Utopia» hat mehrere Stockwerke.
Es ist etwa so gross wie ein Ein·familien·haus.
Es hat sogar Blumentöpfe und einen Gartenzwerg.


Die «Utopia» ist 8 Meter hoch, 17 Meter lang und 8 Meter breit.
Das schwerste Teil ist das grosse rote Holzrad in der Mitte.
Es ist etwa 600 Kilo schwer.


Das Kunstwerk besteht aus vielen Rädern und Treppen.
Die Räder hat Jean Tinguely aus einer alten Fabrik.


Den Vorhang hat er vom alten Theater Basel.
Viele Teile hat er vom Schrottplatz.
Tinguely baut Kunstwerke aus alten Sachen.
Aus Abfall macht er Kunst.


Jean Tinguely hat dieses riesige Kunstwerk nicht alleine gebaut.
Er hat einen Assistenten angestellt:
Josef «Seppi» Imhof.
Seppi Imhof ist gelernter Schlosser.
Darum kann er gut mit Eisen bauen.


Was Tinguely auch wichtig gewesen ist:

  • Dass sein Assistent schwindelfrei ist.
  • Dass er Auto fahren kann.
  • Dass er Karten spielen kann.


Spiel und Spass sind für Tinguely wichtig gewesen.
Auch Kinder sollen Spass haben an diesem Kunstwerk.

 

Darum ist dieses Kunstwerk eine Skulptur:
Man kann um das Kunstwerk herum·gehen.
Und man kann es von allen Seiten anschauen.


Aber bei dieser Skulptur können Sie noch mehr:
Sie dürfen auf das Kunstwerk hinauf·gehen.
Ein paar Treppen sind abgesperrt.
Die anderen Treppen dürfen Sie benützen.
An den Geländern können Sie sich festhalten.


Viel Spass in diesem Traumland «Utopia»!

Ansicht der ganzen «Utopia» in der Halle des Museum Tinguely

Jean Tinguely, «Grosse Méta-Maxi-Maxi-Utopia», 1987

Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle

Foto: © Museum Tinguely, Basel; Serge Hasenböhler

Brief·zeichnungen

Kann man um ein Kunstwerk herumgehen?

Dann ist es eine Skulptur.
Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) baut während 40 Jahren viele Skulpturen.
Die Skulpturen von Tinguely können sich meistens bewegen.
Dafür ist er berühmt geworden.


In den 40 Jahren schreibt Jean Tinguely aber auch viele Briefe.
Tinguely hat verschiedenen Menschen Briefe geschrieben:

  • seinen Helfer:innen
  • Galerist:innen
  • Ausstellungs·macher:innen
  • Kunst·sammler:innen
  • Freund:innen

 

Jean Tinguely hat gerne an diese Menschen gedacht.
Darum hat Tinguely ihnen Briefe geschickt.
Er hat gesagt:
«Das ist Kontakt.»


Die Briefe von Jean Tinguely sind un·gewöhnlich.
Tinguely hat nicht nur geschrieben.
Er hat auch gezeichnet und Sachen auf·geklebt.
Manchmal sind die Briefe schwierig zu lesen.
Aber es ist lustig.


Der Text steht an verschiedenen Orten auf dem Papier.
Die Buchstaben stehen in verschiedenen Grössen und Formen.
Das sieht aus wie Bewegung.


In der Schule hat Jean Tinguely Mühe mit Lesen und Schreiben.
Das nennt man Legas·thenie.


Auch als Erwachsener macht Tinguely Fehler beim Schreiben.
Aber in den Briefen spielt er mit den Fehlern.
Tinguely verwendet seine eigenen Regeln.
Er mischt sogar verschiedene Sprachen.
Das ist wild und durch·einander.
Es ist wie Zufall.

 

Beispiel einer Briefzeichnung von Jean Tinguely an Ida und Franz Meyer

Jean Tinguely, «Briefcollage an Franz und Ida Meyer», 1965

Museum Tinguely, Basel, Schenkung Franz Meyer

Foto: © Museum Tinguely, Basel

«Relief sonore»

(Sprich: Röli-ef sonor)
So nennen wir dieses Kunstwerk.

Das Wort «Relief» bedeutet:
Es ist nicht flach.
Etwas klingt?
Dann heisst das auf Französisch: «sonore».


Dieses Kunstwerk ist eine Klang·maschine.
Diese Klang·maschine hängt an der Wand.
Wie ein Bild.
Die Maschine klingt heute aber nicht mehr.
Sie steht still.
Die Maschine ist schon sehr alt.


Sie gehört zu den ersten Klang·maschinen von Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli).
1955 baut Tinguely dieses Kunstwerk.
Tinguely stellt es zuerst in Stockholm (Schweden) aus.


Wie hat die Maschine früher getönt?
Sehen Sie die schwarzen Gegenstände?
Es sind Gegenstände aus dem Alltag:

  • Pfannen
  • Blechdosen
  • Weingläser

 

Sehen Sie auch:

  • Schrauben
  • Haken
  • Muttern?

Diese haben auf die Gegenstände geschlagen.
Das hat getönt!


Stellen Sie sich diese Geräusche vor:

  • Eine Schraube schlägt auf eine Glas·flasche.
  • Ein Haken schlägt auf eine Blechdose.

 

Sehen Sie Räder aus Draht?
Jean Tinguely hat die Räder von Hand gebogen.
Die Räder haben sich gedreht.
3 kleine Motoren treiben sie an.


Die Schrauben schlagen beim Drehen auf die Gegenstände.
Auch die weissen Formen bewegen sich.
Das gibt etwas zu sehen und zu hören.

 

Das längsrechteckige Kunstwerk

Jean Tinguely, «Relief méta-mécanique sonore II», 1955

Museum Tinguely, Basel

Foto: © Museum Tinguely, Basel; Christian Baur

«Méta-Harmonie 2»

Eine Maschine macht immer ein Geräusch.
Manchmal ist es leise, zum Beispiel das Ticken von einer Uhr.
Manchmal ist das Geräusch laut, zum Beispiel ein Traktor.


Auch die Maschinen von Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) machen ein Geräusch.
Das hat Tinguely immer mehr interessiert.
Darum hat Tinguely auch «Klang-Misch-Maschinen» gebaut.
Zum Beispiel dieses Kunstwerk.


Jede Stunde spielt das Kunstwerk für ein paar Minuten.
Es tönt jedes Mal anders.
Das ist Zufall.
Es mischt die Klänge jedes Mal neu.


Warum macht die Maschine verschiedene Klänge?
Weil Jean Tinguely verschiedene Dinge eingebaut hat.
Tinguely hat Musik·instrumente eingebaut:

  • Trommel
  • Triangel
  • Klavier

 

Und er hat Dinge aus dem Alltag eingebaut:

  • Salat·schüssel
  • Metall
  • Spielsachen

Diese machen auch Töne.


Wieso schlagen die Schläger auf diese Dinge?
Weil die Schläger an Rädern angemacht sind.
Die Räder drehen sich.
So bewegen sich auch die Schläger.


Warum tönt es manchmal schneller und manchmal langsamer?
Weil Jean Tinguely besondere Geräte eingebaut hat.
Die Geräte sind grau.
Und sehen aus wie Kisten.
Diese Geräte machen die Bewegung der Räder langsamer und schneller.


Die «Méta-Harmonie 2» spielt zu diesen Zeiten:
12 Uhr
13 Uhr
14 Uhr
15 Uhr
16 Uhr
17 Uhr

 

Ansicht des ganzen Kunstwerks «Méta-Harmonie II» im Museum Tinguely

Jean Tinguely, «Méta-Harmonie II», 1979

Emanuel Hoffmann-Stiftung, Dauerleihgabe im Museum Tinguely, Basel

Foto: © Museum Tinguely, Basel; Foto: Daniel Spehr

Fasnacht

Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) wächst in Basel auf.
Die Fasnacht ist in Basel sehr wichtig.
An drei Tagen im Jahr verkleiden sich viele Leute.
Sie tragen Larven (das sind Masken) und Kostüme.
Die Fasnächtler:innen gehen durch die Strassen.
Sie spielen Musik.


Als Erwachsener macht Jean Tinguely zum ersten
Mal an der Fasnacht mit.
Tinguely war Teil von einer Gruppe:
die Fasnachts·clique «Kuttle·butzer».
Die «Kuttle·butzer» haben verrückte Sachen gemacht.
Sie sind gerne aufgefallen.


Tinguely hat Kostüme und Larven für die Gruppe gestaltet.
Zum Beispiel die Larve mit den Federn und den kleinen Spielsachen.
Die Spielsachen haben dem Sohn von Jean Tinguely gehört: Milan Gygax.


Das grosse Kostüm an der Wand oben hat Jean Tinguely selber getragen.
Gemacht hat es die Stief·tochter von Jean Tinguely:
Laura Duke (sprich: Lora Diuk).
Laura Duke war die Tochter von Niki de Saint Phalle (sprich: Niki dö Sä Fall).
Dieses Kostüm war das Lieblings·kostüm von Jean Tinguely.


Das Kostüm ist aus vielen farbigen Stoff·stücken genäht:
Sehen Sie die rosarote Sonne und den gelben Blitz?
Sehen Sie auch die schwarzen und braunen Formen links?
Die linke und die rechte Hälfte vom Kostüm unterscheiden sich stark.
Die Fasnachts·larven und Kostüme von Jean Tinguely haben viele Leute zum Staunen gebracht.

 

Jean Tinguely probiert eine Larve für das Sujet «Stadtindianer» an

Leonardo Bezzola

Jean Tinguely probiert eine Larve für das Sujet «Stadtindianer» an, 1975

Foto: © Nachlass Leonardo Bezzola

Theater

Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) lernt als junger Mann den Beruf Schau·fenster·gestalter.
Dieser präsentiert Waren in einem Schau·fenster von einem Laden.
Man braucht Lampen und leuchtet die Waren damit schön an.


Das ist ähnlich wie im Theater auf einer Bühne.
Dort beleuchten Scheinwerfer die Schauspieler:innen.
Jean Tinguely interessiert sich auch für das Theater.
In den 1960er-Jahren will Jean Tinguely neue Dinge ausprobieren.


Jean Tinguely arbeitet zum Beispiel zusammen mit:

  • Tänzer:innen
  • Musiker:innen
  • Theaterleuten

 

Das ist damals neu:
Verschiedene Kunst·formen vermischen sich.
Jean Tinguely hat auch Maschinen-Kunstwerke auf die Theater·bühne gebracht.
Dort haben die Kunstwerke mit den Schauspieler:innen gespielt.


Auch Jean Tinguely steht zweimal als Schauspieler auf der Bühne.
Im Theater hatte Jean Tinguely aber nicht sofort Erfolg.


Bewegung und Zeit sind für die Kunst von Jean Tinguely wichtig.
Bewegung und Zeit sind auch im Theater wichtig.
Ein Theater·stück hat einen Anfang und ein Ende.
Ein Kunstwerk hat das normalerweise nicht.


Aber die Kunstwerke von Jean Tinguely haben manchmal einen Anfang und ein Ende.
Zum Beispiel das Kunstwerk «Homage to New York».
Dieser Name bedeutet etwa: Erinnerung an New York.


«Homage to New York» ist als Maschine gebaut und zerstört sich selber.
Es gibt Explosionen und Feuer.
Verkohlte Reste bleiben übrig.
Ein solches Kunstwerk braucht Zuschauer:innen wie im Theater.
Diese Art von Kunst heisst Aktions·kunst.

 

«Mengele Totentanz»

Jean Tinguely (sprich: Schang Tängeli) lebt zum Teil in einem Dorf im Kanton Freiburg.
Nahe vom Haus von Tinguely gibt es einen grossen Brand.
Ein Bauernhof brennt in der Nacht vollständig ab.
Davon ist Tinguely stark beeindruckt.


Der höllische Brand lockt Tinguely an.
Er sieht die grosse Zerstörung.
Er riecht die verkohlten Überreste.
Und er entdeckt verwüstete Bauernhof·geräte.
Das erinnert Jean Tinguely an den Tod.


Einige Monate vorher muss Tinguely sein Herz operieren.
Darum spürt er den eigenen Tod näher kommen.
Er denkt nach dem Brand auch an den 2. Welt·krieg.

Auf einer verbrannten Land·maschine entdeckt er den Namen «Mengele».
Das erinnert Tinguely an einen Kriegs·verbrecher: Josef Mengele.
Darum heisst das Kunstwerk «Mengele Totentanz».

Was ist ein «Totentanz»?
Es ist eine Vorstellung vom Sterben aus dem Mittelalter:
Der Tod ist ein Skelett.
Der Tod tanzt mit allen sterbenden Menschen.
Es gibt viele Totentanz-Bilder zum Beispiel bei Friedhöfen.
Auch in Basel hat es früher ein berühmtes Totentanz-Bild gegeben.


Den «Mengele Totentanz» baut Tinguely aus den Brand·resten und anderen Sachen:

  • Verkohltes Holz
  • Verformtes Metall
  • Teile von Land·maschinen
  • Tierschädel

 

Tinguely baut 18 Skulpturen daraus.
Die Skulpturen können sich bewegen.
Das macht gruselige Geräusche:
Quietschen und Ächzen.
An den Wänden tanzen die Schatten.


Das Kunstwerk braucht Sie.
Drücken Sie den Knopf am Boden!
So starten Sie die Bewegung.
Die Bewegung startet nicht?
Das Kunstwerk macht 10 Minuten Pause.

 

Blick in den Ausstellungsraum mit dem Werk

Jean Tinguely, «Briefcollage an Franz und Ida Meyer», 1965

Museum Tinguely, Basel, Schenkung Franz Meyer

Foto: © Museum Tinguely, Basel